Ruhe in der Bewegung – Bewegung in der Ruhe..?

Ruhe in der Bewegung – Bewegung in der Ruhe..?

Meine schönsten Ruhe-Momente erlebe ich – neben der Yogamatte – in der Natur.
 So wie gestern am frühen Abend, als ich durch die Felder und Wiesen spazieren gegangen bin, dem aufsteigenden Nebel zugeschaut habe, den Wechsel der Farben wahrgenommen habe – hin zu warmen Braun- und Gelbtönen, das Laub schon fast vollständig am Boden – und die kühle, frische Luft genossen habe.
 Es kommt mir vor, als würde der Herbst ein noch tieferes Gefühl von Ruhe ermöglichen.
 In diesen Momenten entstehen nicht selten Ideen für meine Yogastunden und/oder für diesen Blog.

Viele kennen sicher das Phänomen, dass wir über Bewegung gut zur Ruhe finden können. Beim Yoga zum Beispiel: Wenn Atem und Bewegung eins werden, wenn wir im Atemrhythmus fließen, beruhigt sich der Geist. Aber auch beim Spazierengehen, Laufen, Gärtnern oder Stricken erleben wir etwas Ähnliches – gleichmäßige Bewegungen, achtsam ausgeführt, bringen uns in einen Zustand, in dem Ruhe entstehen darf.
 Eine Ruhe, die als sehr wohltuend empfunden wird, die uns nährt und Kraft schenkt.

Doch was bedeutet es, Bewegung in der Ruhe zu erfahren? 
Nicht selten ist es gar nicht so einfach, wirklich still zu werden. Wenn die äußere Bewegung aufhört, wird es im Inneren oft laut. Die Gedanken scheinen sich zu überschlagen, der sogenannte „monkey mind“ will beschäftigt werden.
 In meinen Yogastunden höre ich immer wieder, dass Teilnehmende während der Schlussentspannung oder Meditation fast erleichtert sind, sobald ich etwas ansage – weil in den Pausen die innere Stille vielleicht noch ungewohnt und auch herausfordernd sein kann.

Es braucht also auch etwas Mut, sich dieser Ruhe zuzuwenden, denn sie ist nicht leer und auch nicht still, im Sinne von „da passiert nichts“. Im Gegenteil – in ihr bewegt sich so viel. 
Da ist der Atem der dich bewegt, das Herz, das in dir und für dich schlägt. Vielleicht ein feines 
Pulsieren in Händen oder Bauch, das du wahrnehmen kannst, wenn du ganz bei dir bist.
Und selbst Gedanken dürfen da sein – sie gehören zu dir und werden mit der Zeit leiser.
Ruhe ist kein Stillstand. Sie ist eine andere Form von Bewegung – nach innen gerichtet, ehrlich und lebendig. Und wenn wir uns ihr anvertrauen, kann Raum entstehen. Raum zum Spüren, zum Atmen, zum einfach Da-Sein.
Vielleicht ist genau das der Moment, in dem wir uns selbst wieder begegnen – ohne Ziel, ohne Aufgabe, einfach so wie wir sind.
 Damit wir uns im Lärm des Alltags nicht verlieren, sondern immer wieder zu uns zurückfinden können.
Vielleicht trifft dieses Zitat von Swami Sivananda das besonders schön:

„So wie der Schlaf wichtig ist für das Wohlbefinden des Körpers, so ist das Alleinsein notwendig für das Wohlbefinden der Seele.“

Ein von Herzen kommendes Namaste 🙏🏼